messenger-of-spirit.de

BLOG (Archiv)

 

 

10.06.2007

"Mein Lied ist eine ewige Melodie der Freude.
Wer die Freude nicht kennt -
die reine grundlose freudige Gewissheit, die ursachlose:
Ich bin, der ich bin, der ich war und immer sein werde -,
der ist ein Sünder am Heiligen Geist.

Vor dem Glanz der Freude, die in der Brust strahlt wie eine Sonne am inneren Himmel,
weichen die Gespenster der Dunkelheit, die den Menschen
als die Schemen begangener und vergessener Verbrechen früherer Leben begleiten
und die Fäden seines Schicksals verstricken.
Wer dies Lied der Freude hört und singt,
der vernichtet die Folgen jeglicher Schuld und häuft nie mehr Schuld auf neue Schuld."

"Du frägst, wer ich bin? Die Freude und das Ich sind dasselbe.
Wer die Freude nicht kennt, der kennt auch sein Ich nicht.

Das innerste Ich ist der Urquell der Freude,
wer es nicht anbetet, der dient der Hölle.
Steht denn nicht geschrieben:
'Ich' bin der Herr, dein Gott; du sollst nicht andere Götter haben neben mir?"

"Doch in wen einmal die ursachlose Freude eingezogen ist,
der hat hinfort das ewige Leben, denn er ist vereint mit dem 'Ich',
das den Tod nicht kennt - der ist immerdar Freude,
und wäre er auch blind und als Krüppel geboren. -
Aber die Freude will gelernt sein - sie will ersehnt sein,
aber was die Menschen ersehnen, ist nicht die Freude,
sondern - der Anlass zur Freude.
Nach ihm gieren sie und nicht nach der Freude."

"Wie sonderbar, überlegte der kaiserliche Leibarzt,
da spricht aus einem wildfremden Menschen,
von dem ich nicht einmal weiß, wer und was er ist,
mein eigenes Ich zu mir!"


(aus Gustav Meyrink: Walpurgisnacht. Berlin 1985, viertes Kap.)