HERBST
"Ach!
bald ist sie des Todes Bild,
Ein ödes Grab
die holde Blumenweide! – – "
Aus: "Der Herbst" (1775) von K.C.L. Rudolphi
Auf der Nordhalbkugel der Erde gilt als Herbstanfang die
Tagundnachtgleiche am 22./23. September und als Ende des Herbstes die
Wintersonnenwende am 21./22. Dezember. In weniger exakter Weise können
als Herbstmonate angesehen werden der September, Oktober und November.
Im Herbst blühen Sonnenblumen, Herbstanemonen, Dahlien, Astern und
Herbstzeitlose. Zugvögel sammeln sich für den Flug in südlichere
Gefilde. Andere Tiere begeben sich in die Winterruhe, und auch der
Mensch zieht sich in sein Inneres zurück. Der Frühherbst, der im
Zeichen von Ernte und einer damit verbundenen Fülle steht, geht über in
eine Zeit, die von äußerem Rückzug und Innenkehr geprägt ist. Das
bringt mit sich eine stärkere Nähe zum Unbewussten sowie zur
Wahrnehmung spiritueller Kräfte.
Feiern und Gedenktage im Herbst sind u. a.:
Der Tag der deutschen Einheit
das Erntedankfest
der Reformationstag
Samhain
Halloween
Allerheiligen
Allerseelen
der Totensonntag
Buß- und Bettag
und der Volkstrauertag.
Der Tag der deutschen Einheit wird am 3. Oktober gefeiert, als Gedenktag der Wiedervereinigung der beiden Hälften Deutschlands vom 3. Oktober 1990.
Zeitlich fallen eng zusammen der Reformationstag, Halloween, Allerheiligen, Allerseelen und Samhain.
Der Reformationstag (31. Oktober) wird von Protestanten
gefeiert und erinnert an den 31. Oktober 1517, an dem Martin Luther
seine 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasswesens und die
Glaubensentfremdung der katholischen Kirche veröffentlichte.
Allerheiligen (1. Novermber) ist ein Feiertag der christlichen
Kirchen, in der katholischen Kirche ein Hochfest. Traditionell kommt
dem Vorabend eines Hochfestes eine besondere Bedeutung zu (wie auch
Heiligabend an Weihnachten). Das Wort "Halloween" stammt ab von "All Hallows Eve", was soviel bedeutet wie der Vorabend von "All Hallows Day" (Allerheiligen).
Halloween hat seinen Ursprung in Irland und geht möglicherweise auf
keltische Wurzeln zurück. In der heutigen, aus Amerika kommenden Form
weist es eine stark kommerzialisierte Ausprägung auf.
Nach keltischer Anschauung ist die Grenze zwischen dem Reich der Toten
und den Lebenden zu diesem Zeitpunkt dünner, was Anlass gab, den Toten
sowie der eigenen Sterblichkeit zu gedenken. Um den Seelen verstorbener
Angehöriger den Weg zu leiten, wurden in den Fenstern Lichter
aufgestellt.
Auch in der katholischen Kirche verbindet sich das Allerheiligenfest
mit dem Gedenken an die Toten. Hierfür werden die Gräber geschmückt und
mit Kerzen versehen.
Am katholischen Allerseelen (2. November), dem darauf
folgenden Tag, sollen durch Gebete, Fürbitten und soziale Taten (wie z.
B. Geschenke an bettelnde Kinder) die Leiden der Seelen von
Verstorbenen im Fegefeuer erleichtert werden.
In früheren Zeiten wurde das Allerheiligenfest allerdings im Frühjahr
begangen und im Zusammenhang im Ostern und Pfingsten gesehen, was in
der orthodoxen Kirche bis heute so ist (am 1. Sonntag nach Pfingsten).
Halloween kam von den katholisch gebliebenen Gebieten der britischen
Inseln mit den Auswanderern im 19. Jh. nach Nordamerika, wo es sich zu
einem beliebten Volksfest entwickelte. Gerne verkleidet man sich
hierfür in Kostüme von Feen, Fledermäusen, Geistern, Hexen, Skeletten,
Vampiren u. ä. Dominierende Farben sind Schwarz, Orange, Weiß und Gelb.
Die Verkleidung sollte ursprünglich auch als Schutz vor umherirrenden
Geistern dienen. Ein weiterer Brauch ist, einen (Hexen-)Besen vor die
Tür zu stellen, um böse Geister abzuhalten.
Das keltische Fest Samhain wird ebenfalls am 31.10. und am
1.11. gefeiert. Es bezeichnet das Ende des Sommerhalbjahres und den
Beginn der dunklen Jahreszeit. In einigen Traditionen symbolisiert es
den Tod der alten Gottheit.
"Astern blühen schon im Garten,
schwächer trifft der Sonnernstrahl.
Blumen, die den Tod erwarten
durch des Frostes Henkerbeil.
...Herbstes Freuden, Herbstes Trauer,
welke Rosen, reife Frucht."
Detlev Liliencron: "Herbst"
Für das Erntedankfest gibt es keinen einheitlichen Termin.
In vorchristlicher Zeit wurde ein Erntedankfest zur
Herbst-Tagundnachtgleiche (23. September) gefeiert. Das Erntedankfest
ist kein offizieller Bestandteil der christlichen Kirche. Es gibt daher
keine Verpflichtung, das Fest zu feiern. In der katholischen Kirche
steht der Gottesdienst am ersten Oktobersonntag oftmals im Zeichen des
Erntedankfestes. Hierfür wird der Altar entsprechend mit Erntedankgaben
geschmückt.
In der evangelischen Kirche findet das Erntedankfest gewöhnlich am Sonntag nach dem Michaelstag (29. September) statt.
In den USA gibt es den "Thanksgiving Day", der am vierten
Donnerstag im November gefeiert wird und ein staatlicher Feiertag ist.
Er hat keinen religiösen Hintergrund. In Kanada findet das Fest am
zweiten Montag im Oktober statt.
Im Judentum wird im Herbst das Laubhüttenfest gefeiert.
Erntedankelemente kommen auch in anderen Festen zum Ausdruck, wie der
Almabtrieb in den Bergen und verschiedenen Heiligenfesten wie dem
Michaelstag (29. September) oder dem Martinstag (11. November).
"Der Herbstwind rüttelt die Bäume,
Die Nacht ist feucht und kalt;
Gehüllt im grauen Mantel,
Reite ich einsam im Wald.
Und wie ich reite, so reiten
Mir die Gedanken voraus;
Sie tragen mich leicht und luftig
Nach meiner Liebsten Haus.
Die Hunde bellen, die Diener
Erscheinen mit Kerzengeflirr;
Die Wendeltreppe stürm ich
Hinauf mit Sporengeklirr.
Im leuchtenden Teppichgemache,
Da ist es so duftig und warm,
Da harret meiner die Holde -
Ich fliege in ihren Arm.
Es säuselt der Wind in den Blättern,
Es spricht der Eichenbaum:
Was willst du, törichter Reiter,
Mit deinem törichten Traum?"
Heinrich Heine
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